Forschung zusammen mit der Bevölkerung zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle: Konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppe Bevölkerung (AGBe)
Am vergangenen Samstag, den 26.9., fand in Hannover die erste Zusammenkunft der zur Mitarbeit im Forschungsverbund TRANSENS[1] einberufenen Arbeitsgruppe Bevölkerung (kurz AGBe) statt. In TRANSENS wird erstmals gemeinsam mit der Bevölkerung transdisziplinär zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland geforscht - die AGBe ist hierfür unser wichtigster Teil und Partner. Von den etwa 700 Personen, die in einer vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz (IRS, LU Hannover) und der ETH Zürich entwickelten repräsentativen Online-Umfrage (mit einer Gesamtmenge an Befragten von n=5000 Personen) ihr Interesse an einer AGBe-Mitarbeit bekundet hatten, wurden in einem kriteriengeleiteten mehrstufigen Verfahren 17 Personen ausgewählt – neun Frauen und acht Männer. Wichtigstes Kriterium hierbei war, dass die Personen keine Expert*innen oder Stakeholder im Bereich Endlagerung sind. Außerdem wurden sozialpsychologische Kriterien (z.B. Teamfähigkeit) sowie ein ausgewogenes Verhältnis von Bildungs- und Altersgruppen berücksichtigt. Zur konstituierenden Sitzung reisten nun (trotz erschwerter Bedingungen durch COVID-19) 15 Bürger*innen aus sieben Bundesländern an, die zukünftig ihre Meinungen und Wissensbestände in den Forschungsprozess einbringen und gemeinsam mit den Projektbeteiligten aus verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft unterschiedliche Fragestellungen reflektieren und bearbeiten sollen.
Prof. Dr. Clemens Walther und Dr. Cord Drögemüller (beide IRS) führten durch die sechsstündige Veranstaltung, die vom Sprecher des Forschungsverbunds TRANSENS, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Röhlig (TU Clausthal), eröffnet wurde. Er gab einen Überblick über die deutsche Entsorgungsgeschichte und Forschungslandschaft, bevor Dr. Pius Krütli (TdLab, ETH Zürich) den Sinn und Zweck transdisziplinärer Forschung erläuterte. Weitere Vorträge hielten Dr. Roman Seidl und Wolfgang Schulz (beide IRS), Volker Mintzlaff vom Institut für Geomechanik und Geotechnik (TU Braunschweig) und Johann Arne Othmer vom Lehrstuhl für Deponietechnik und Geomechanik (TU Clausthal).
Das Ziel der konstituierenden Sitzung bestand zum einen darin, den Bürger*innen erste Einblicke in unterschiedliche Felder der komplexen Entsorgungsthematik zu ermöglichen und dabei Themenkorridore gemeinsam zu bearbeitender Fragestellungen zu eröffnen. Zum anderen galt das Zusammentreffen der Gruppe, mit der in dieser Art Neuland in der deutschen Entsorgungsforschung beschritten wird, aber auch dem gegenseitigen Kennenlernen. Die AGBe-Mitglieder nutzten in einer geschützte Runde am Nachmittag zudem die Gelegenheit, eine Sprecherin und einen Sprecher aus ihrer Mitte zu wählen sowie Fragen und Wünsche für die zukünftige Zusammenarbeit an die beteiligten Wissenschaftler zu formulieren. Jenseits organisatorischer Dinge zur Selbstorganisation betraf dies vor allem Fragen des Persönlichkeitsschutzes. So wurde beispielsweise darum gebeten, im ersten Projektjahr bzw. bis zur Sprechfähigkeit noch nicht namentlich in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Schließlich bleibt zu berichten, dass die Auftaktveranstaltung kritisch-interessiert verfolgt wurde und sehr konstruktiv verlaufen ist. Sowohl die beteiligten Wissenschaftler als auch die beteiligten AGBe-Mitglieder bedankten sich für den lehrreichen und angenehmen Austausch. Die nächste Zusammenkunft wird im Rahmen des TRANSENS-Projekttreffens Anfang November in Karlsruhe stattfinden / cd.
[1] TRANSENS ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und im Niedersächsischen Vorab der Volkswagenstiftung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördertes Verbundvorhaben, in dem 16 verschiedene Institute zu unterschiedlichen Fragen der Entsorgung hochradioaktiver Abfälle zusammenarbeiten (www.transens.de).