Transversalprojekt 2: Technikfolgenabschätzung und Governance


Sowohl die Kernaspekte moderner Nuklearpolitik, angemessener fachlicher Entscheidungen und Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Umsetzung dieser Entwicklung in Regularien (z.B. im Strahlenschutz) sind in diesem Transversalprojekt zentraler Gegenstand der Forschung. Die Nebenfolgen der Entscheidungen, die in der nuklearen Entsorgungspolitik getroffen werden, werden auf der Grundlage von Konzepten der Technikfolgenabschätzung herausgearbeitet.

Arbeitspaket 2.1: Governance zwischen Wissenschaft und öffentlichem Protest

Ziel

Auf mehreren Ebenen komplexe Thematiken wie die der nuklearen Entsorgung lassen sich nicht mit traditionellen Formen des Regierens und Entscheidens behandeln. Stakeholder-Integration, hochwertige Partizipation und öffentlicher Dialog sind auch für die nukleare Entsorgungspolitik von hoher Bedeutung. Bei den drei Entsorgungsoptionen, die ENTRIA untersucht, ist diese Perspektive in jeweils unterschiedlicher Form zentral. Dieses Arbeitspaket untersucht entsprechend

  • Formen anpruchsvoller Endlager-Governance
  • Schnittstellen zwischen formellen und informellen Dialog- und Beratungsprozessen
  • Konfliktlinien zwischen zentralen Akteuren der allgemeinen und der interessierten Öffentlichkeit sowie die jeweilige Rahmung des "Entsorgungsproblems"
  • Auswertung internationaler Erfahrungen bei New Nuclear Governance (insbes. Schweiz und Schweden) (Zusammenarbeit mit AP 2.2)
  • Entwicklung von Auswegen aus den klassischen Entscheidungsdilemmata der Entsorgungspolitik (Fokusgruppen in Projektphase 2

AP-Leitung

  • Dr. Peter Hocke, ITAS am KIT

Beteiligte Institutionen

  • ITAS am KIT
  • Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin

Arbeitspaket 2.2: Nukleare Entsorgung aus Multi-Governance-Perspektive

Ziel

  • politik- und sozialwissenschaftliche Analyse der Entwicklung einer Endlagerungsstrategie unter Beteiligung der relevanten Stakeholder,
  • Identifikation der Schlüsselakteure und Interessen, ihrer Wertesysteme, Ansichten und Erwartungen,
  • Analyse von Akzeptanzproblemen und Konfliktlagen,
  • Aufzeigen von Wegen für konstruktive Dialoge und Ansätze zur Problemlösung,
  • international vergleichende Analyse der Endlagerungs-Governance im Mehrebenen-System unter besonderer Berücksichtigung von Politikinstrumenten und Institutionen -  Erfahrungen mit „best practice“ Charakter fließen in die Formulierung von Politikempfehlungen ein

AP-Leitung

  • Prof. Dr. Miranda Schreurs
  • PD Dr. Achim Brunnengräber, Forschungszentrum für Umweltpolitik, FU Berlin

Beteiligte Institutionen

  • Forschungszentrum für Umweltpolitik, FU Berlin

Arbeitspaket 2.3: Kritische Evaluation der AVV zu §47 StrlSchV

Ziel

Prüfung der Anwendbarkeit der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zu § 47 StrSchV auf Transport von Radionukliden in der ungesättigten Zone des Bodens wie sie evtl. bei Radionuklid-Austrag aus einem tiefen geologischen Lager zu berücksichtigen wäre. In diesem AP soll insbesondere einfließen, dass diese Messvorschriften nicht allein basierend auf wissenschaftlichen Empfehlungen erarbeitet werden sondern auch durch politische und gesellschaftliche Prozesse geprägt werden.

  • Einholen von Expertenmeinungen, Ermittlung von Kommunikationsbedarf
  • Untersuchung vorhandener Werte und Vorschriften auf ihre Eignung und gegebenenfalls Anpassung
  • Säulenversuche zu Radionuklid-Transport in definierten Böden

Verbindung zu AP 1.1, 2.4, 3.2, 4.2, 4.3, 4.4, 4.6

AP-Leitung

  • Prof. Dr. Clemens Walther, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH
  • Claudia König, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH

Beteiligte Institutionen

  • Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH

Arbeitspaket 2.4: Gegenwartsanalyse der Bewertung von Entsorgungsoptionen und -strategien radioaktiver Abfälle aus Sicht kommunaler Entscheidungsträger und lokaler Bevölkerung

Ziel

Für die zukünftige Standortsuche und -auswahl eines Lagers für hochradioaktive Abfälle wird die Beteiligung der Öffentlichkeit bzw. betroffener Interessengruppen und Stakeholder zu einem wichtigen Element. Im Zuge der Standortsuche werden vor allem Regionen in den Blick rücken, für die sich untersuchungswürdige Wirtsgesteinsformationen identifizieren lassen. Die Gestaltung und Umsetzung von Öffentlichkeitsbeteiligung als Teil modernen Regierens (Governance) wird daher insbesondere auf der regionalen Ebene eine große Herausforderung darstellen, während die gegenwärtigen Bedürfnisse und Vorstellungen regionaler Akteure in Deutschland bisher nicht vertieft wissenschaftlich untersucht wurden.

In diesem Projekt wird mittels leitfadengestützter Interviews erforscht, wie regionale Akteure die bisherige Entsorgungspolitik bewerten und welche Erwartungen sie mit Blick auf die zukünftige Entsorgungspolitik formulieren. Befragt werden politische Entscheidungsträger, zentrale Repräsentanten der Zivilgesellschaft sowie Vertreter betroffener Interessengruppen in Regionen, die

  • von der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle bereits betroffen sind,
  • über untersuchungswürdige Wirtsgesteinsformationen verfügen und damit von der Standortsuche potentiell betroffen sein werden,
  • bisher und vermutlich auch zukünftig von der Entsorgung radioaktiver Abfälle nicht betroffen sein werden.

Verbindung zu AP 1.1, 2.2, 2.4, 4.2, 4.3, 4.4, 4.6

AP-Leitung

  • Prof. Dr. Clemens Walther, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH
  • Cord Drögemüller, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH
  • Prof. Dr. Miranda Schreurs, Forschungszentrum für Umweltpolitik, FUB

Beteiligte Institutionen

  • Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, LUH
  • Forschungszentrum für Umweltpolitik, FUB