ENTRIA - Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen
Die Forschungsplattform ENTRIA befasst sich mit Optionen zur Entsorgung hochradioaktiver (wärmeentwickelnder) Reststoffe. Die seit Jahrzehnten anhaltende gesellschaftliche Debatte und auch die Resonanz auf aktuelle politische Entwicklungen (Standortauswahlgesetz) haben deutlich gezeigt, dass diese Problematik nicht alleine vom technisch/ naturwissenschaftlichen Standpunkt aus gelöst werden kann. Deshalb vereint ENTRIA technische und gesellschaftswissenschaftliche Ansätze zur Untersuchung der drei wichtigen Entsorgungsoptionen
- Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit (wartungsfreie Tiefenlagerung),
- Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Vorkehrungen zur Überwachung und Rückholbarkeit und
- Oberflächenlagerung.
Bei der Untersuchung werden die unterschiedlichen Aufgaben und Möglichkeiten der Optionen berücksichtigt: Während ein verschlossenes wartungsfreies Tiefenlager (mit oder ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit) schließlich den Endpunkt einer Entsorgungsstrategie darstellt, ist Oberflächenlagerung eine befristete, somit nicht endgültige Maßnahme. Sie stellt einen aus heutiger Sicht möglicherweise längerfristig notwendigen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer endgültigen Entsorgung dar.
Im Verbundprojekt ENTRIA arbeiten elf Institute deutscher Universitäten und Großforschungseinrichtungen sowie ein Schweizer Partner. ENTRIA analysiert die Entsorgungsproblematik aus gleichberechtigter Sicht aller beteiligter Disziplinen, also Natur-, Ingenieur-, Geistes-, Rechts-, und Sozialwissenschaften. Ein wissenschaftlicher Beirat mit Experten aus diesen Fachgebieten sowie Vertretern von Behörden und Bürgerinitiativen begleitet und berät ENTRIA fachlich. Aufbauend auf vorangegangenen meist entweder technisch oder gesellschaftswissenschaftlich ausgerichteten Untersuchungen erarbeitet ENTRIA wissenschaftliche Grundlagen zum bewertenden Vergleich und zur Umsetzung von Entsorgungsoptionen. Durch ein bewusst offenes Arbeitskonzept identifiziert ENTRIA Wissenslücken, führt eigenständige Forschung auf allen genannten Gebieten durch und führt diese disziplin-übergreifend zusammen. Die Ergebnisse werden öffentlich kommuniziert und können daher als Informationsgrundlage für Entscheidungsträger, Wissenschaft und interessierte Öffentlichkeit genutzt werden. ENTRIA fungiert unabhängig von Politik, Betreibern und Interessengruppen. Es zählt nicht zu den Aufgaben der Plattform, Aussagen über die Eignung konkreter Standorte zu treffen.
Der breite interdisziplinäre Ansatz von ENTRIA stellt die Disziplinen nicht nur nebeneinander sondern verknüpft sie auf vielfältige Weise. Zentral hierfür sind die sogenannten Transversalprojekte die die drei betrachteten Entsorgungsoptionen unter verschiedensten Gesichtspunkten vergleichend bewerten. Die bewusst große Anzahl beteiligter junger Wissenschaftler (Doktoranden / PostDocs) profitiert vom Know-How Transfer erfahrener Experten gleichzeitig in der eigenen Disziplin (Kompetenzerhalt) als auch fachübergreifend (Interdisziplinarität). Auch gemeinsame Lehrveranstaltungen an den beteiligten Universitäten sowie zusätzliche Sommerschulen dienen der Vermittlung von Interdisziplinarität. Die Plattform wird also Beiträge zu einer interdisziplinären Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses leisten und somit zur Kompetenzbildung und zum Kompetenzerhalt in diesem wichtigen Arbeitsgebiet beitragen. Die Plattform leistet damit einen neuartigen Beitrag zur Lösung des Nachwuchsproblems im Bereich der Entsorgung radioaktiver Reststoffe.
Eine weitere wichtige Säule von ENTRIA sind Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Es werden aktuelle Stimmungsbilder aus Politik und Gesellschaft ermittelt die in einer Reihe von Arbeitspaketen ausgewertet und berücksichtigt werden. ENTRIA bietet eine unabhängige Informationsmöglichkeit zum Thema nukleare Entsorgung für alle Interessierten. Dabei soll nicht nur Information bereitgestellt werden (z.B. über diese Webseite) sondern es besteht die Möglichkeit, aktiv mit Fragen an ENTRIA heranzutreten. Zusätzlich werden Workshops und öffentliche Veranstaltungen zum Thema angeboten wo mit den beteiligten Wissenschaftlern diskutiert werden kann.